Impressionen des Vereinsjahrs 2022
22. Tag der Stadtgeschichte
Halle an der Saale ist überaus begünstigt, wie der größte Teil Europas mit seinem milden Klima, den ausgedehnten Tiefebenen und den weitverzweigten Flusssystemen. Nachdem die Bedeutung von Sole und Salz in den vergangenen Jahrzehnten wiederholt in den Blick genommen wurde, scheint es an der Zeit, sich auch anderen Umwelteinflüssen auf die Stadt Halle in der Geschichte zu widmen. Die Saale ist Transportweg und Wasserversorger, bedroht uns aber bis in die Gegenwart mit Hochwasser mitunter katastrophalen Ausmaßes. Die Dölauer Heide wurde als Holzlieferant für die Saline und Jagdrevier geschätzt; heute ist sie in erster Linie Naherholungsgebiet, deren tierische Bewohner immer wieder ins Stadtgebiet vordringen. Aber auch die Auswirkungen der Luftverschmutzung und Naturzerstörung sowie die als Reaktion darauf zu DDR-Zeiten entstehende Umweltschutzbewegung werden angesprochen werden. Zu den Referenten gehörten zum einen Historiker aus Halle und Umgebung, zum anderen Wissenschaftler und Experten von der Hochschule Neubrandenburg, dem Landesamt für Umweltschutz und der Universität Bamberg.
Fotos: Andrea Thiele
Ein hallischer Lutheraner unterwegs nach Rom, Jerusalem und Nowgorod. Zum 500. Geburtstag des Begründers der Löwen- Apotheke Wolfgang Holtzwirth
Sein ereignisreiches Leben schilderte der hallische Apotheker Wolfgang Holzwirth (1522–1579) in einer Handschrift, die jetzt von Dr. Hartmut Kühne herausgegeben wird. Rom, Jerusalem – wo er sich als erster Lutheraner zum Ritter des Heiligen Grabes schlagen ließ – und Reval waren nur einige seiner Stationen. Bald nach seiner Rückkehr 1553 gründete er in Halle die Löwen-Apotheke.
Fotos: Andrea Thiele
Neues aus Halles mittelalterlicher Schulgeschichte
Die Eckdaten der vorreformatorischen Schulgeschichte Halles sind im Prinzip seit dem 18. Jahrhundert bekannt. Neue Einsichten in die Vielfalt des spätmittelalterlichen Schulwesens gewährt indes die bisher noch gar nicht ausgewertete Schulliteratur: über die halbe Welt verstreute Schulhefte, die von Schülern in Halles Schulen geschrieben wurden, oder Egodokumente von Lehrern, die sich auf die Schullandschaft Halles in den Jahrzehnten um 1500 beziehen. Namhafte Persönlichkeiten sollen hier wenigstens vorübergehend gewirkt haben (u.a. Paul Schneevogel, Benedikt Thiele), und sogar von einem handfesten Humanistenstreit ist da die Rede! Ob Wahrheit oder Fiktion: das städtische Schulwesen Halles, das so provinziell-gutbürgerlich gar nicht gewesen zu sein scheint, wie überall zu lesen, trat vorübergehend ins Licht der akademischen Öffentlichkeit.
Fotos: Andrea Thiele
Eingerüstet: Die Renaissance im halleschen Residenzquartier – ein Stadtrundgang
Überall Baustellen – ob Neumühle, Residenz, Polizeipräsidium am Hallmarkt oder das ehemalige Hotel „Zum Kronprinz“ in der Großen Nikolaistraße: Ein guter Teil der aus der Renaissance überkommenen Bauten der Stadt ist derzeit hinter Gerüsten und Planen versteckt. Es wird gebaut, ob es sich um Sicherungsmaßnahmen handelt oder um die Realisierung großer Wohnprojekte. Wir schauten es uns im Rahmen eines Stadtrundgangs an und trafen Menschen, die mit den Bauprojekten befasst sind und uns Einblicke gewährten.
Fotos: Eddie Peter und Sven Osada
Lesung auf dem Hasenberg mit Christian Kreis
Der Hasenberg, auf dem seit 1903 die Pauluskirche thront, ist nicht besonders hoch, aber dennoch ein herausragender Ort und vor allem ein Ort der Begegnung. Christian Kreis, freier Autor und Gastgeber einer Lesebühne in Halle, hatte hier auf Einladung des Stadtgeschichtsvereins seinen Text „Hasenberg“ aus dem poetischen Stadtführer „Im Freien“ und ironische Kurztexte aus seinem „Halle-Alphabet“ präsentiert.
Fotos: Andrea Thiele
Historisches Fahrradfahren in Halle
Gemeinsam radelten wir mit verschiedenen Haltepunkten zur Fahrradgeschichte bis zum Stadthafen. Dort fand eine Stunde später um 18.30 Uhr als Freilichtveranstaltung ein Gespräch zur Entwicklung des Radsports in Halle zwischen der Historikerin Katrin Moeller und der Wiener Buchautorin Sandra Mosch statt. Letztere hat intensiv zum Radfahren in Halle recherchiert, um ihre radfahrende Protagonistin zwischen Büschdorf und Halle möglichst zeitgerecht zu beschreiben.
Fotos: Andrea Thiele und Frau Ullrich
Neue Forschungen zum Stift Neuwerk
Anlass für diesen Vortragsabend waren die kürzlichen Untersuchungen des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie auf dem Gelände des Botanischen Gartens, bei der im Sommer 2020 der ursprüngliche Standort der Kirche des Neuwerksstifts wieder identifiziert werden konnte. Im Zuge der kirchlichen Umstrukturierungen der erzbischöflichen Residenz Halle hatte Kardinal Albrecht im Januar 1532 die Kirche niederlegen lassen und sie somit aus dem Stadtbild gelöscht. Die Gräber des umgebenden Friedhofs erlauben Einblicke in Lebensbedingungen sowie Bestattungssitten des Mittelalters. Die Nutzung dieses exponierten Areals über der Saale begann jedoch nicht erst mit der Klostergründung, sondern reicht bis in die späte Bronzezeit (ca. 1000 v. Chr.) zurück. Mehr dazu
Fotos: Andrea Thiele und Sven Osada