Städtische Konflikte und bautechnologische Lösungen im 17. und 18. Jahrhundert Dr. Thomas Eißing (Bamberg)
In Kooperation mit den Franckeschen Stiftungen
Bier mit geringem Alkoholgehalt (Dünnbier) stellte in der frühneuzeitlichen Stadt ein Grundnahrungsmittel dar, weil lokales Wasser wegen der häufig minderen Qualität und bakterieller Belastung ohne Erhitzen nicht konsumiert werden konnte. Zugleich war das Recht, Bier zu brauen, stark reglementiert und in Halle im frühen 18. Jahrhundert auf etwa 200 Brauberechtige beschränkt. Gebraut wurde in Halle in Kommunbrauhäusern am Graben mit festgelegter Reihenfolge der Brauberechtigten. Schon bei Gründung des Glauchaer Waisenhauses 1698 konnte Francke ein Brotbackund Brauprivileg durchsetzen, aber zunächst wurde das Bier für das Waisenhaus aus den Kommunbrauhäusern bezogen. Mit dem rasanten Anstieg der betreuten Kinder und Kostgänger sollte aus Kostengründen das Bier in eigener Regie hergestellt werden. Die Entwicklung und Lage des Brauhauses wurde mehrfach innerhalb der ersten Jahrzehnte umgeplant und verlagert. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts wurden drei Brauhäuser an verschiedenen Standorten betrieben. Der stetig wachsende Konsum führte im Gegensatz zu den Kommunbrauhäusern zu Optimierungsprozessen, insbesondere bei der Lagerung der Biere, der Wasserbeschaffung und der Herstellung des Malzes. Diese Prozesse können anhand des reichhaltigen überlieferten Planbestandes aus dem Archiv der Franckeschen Stiftungen dargestellt werden. Zugleich kam es zu Konflikten mit den Brauberechtigten, weil das königliche Pädagogium eigene Biere mit besserer Qualität herstellen sollte, aber nicht wie das Waisenhaus ein Brauprivileg besaß. An der Bierherstellung im Glauchaer Waisenhaus soll ein Problem der Grundnahrungsversorgung des 17. und 18. Jahrhunderts dargestellt und zugleich institutionelle Sonderlösungen und technische Innovationen beschrieben werden.
26.02.2018 - 19 Uhr
Amerika-Zimmer, Historisches Waisenhaus der Franckeschen Stiftungen, Franckeplatz 1
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, die Veranstaltungen des Vereins zu besuchen. Eintritt wird nicht erhoben.
Foto oben: Die Franckeschen Stiftungen, Sven Osada
Powered by iCagenda